Es hat viel mit Masochismus zu tun. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich einen Tag nach der Rückkehr aus Lissabon, sozusagen dem Ende jeglicher Sommergefühle 2013, einen Reisebericht über Florenz nachreiche. Der höchst dramatische Unterton schürt vielleicht auch aus der Tatsache, dass ich mir gerade meine Urlaubs-Playlist anhöre, während das Wetter bemüht scheint, gegen die volle Ladung Sonne in Musikform anzuregnen. Aber das sei nur am Rande bemerkt.
Florenz war Liebe auf den zweiten Blick. In den ersten Stunden stellten sich sogar Anzeichen von Enttäuschung ein, während man sich innerhalb viehtransportartiger Fortbewegungsmöglichkeiten durch die Innenstadt gezwungen sah, mehr menschliche Nähe zuzulassen, als einem lieb war. Man könnte den Reisezeitraum August dafür verantwortlich machen, aber an der gehäuften Portion sonderbarer Gewohnheiten anderer Städtereisender kann auch kein Monat etwas ändern. Dennoch würde ich einen zweiten Ausflug in die toskanische Hauptstadt in Zukunft bewusst außerhalb der Hauptsaison planen, da die Einwohner und somit auch Besitzer typischer Restaurants, Bars und Shops an die Küste flüchten. Man kann es ihnen nicht verübeln, auch wenn ich dadurch oft vor verschlossenen Türen stand und einsehen musste, dass mir viele Highlights der Stadt entgehen werden.
Hier sind dennoch ein paar Tipps, die mich letztendlich die Liebe zu Florenz entdecken ließen. Der zweite Blick in 5 Punkten, sozusagen.
1. Bewusst verlaufen
Die Liebe lag vielmehr versteckt in den kleinen, verwinkelten Gassen. Abseits des Tourismus, irgendwo zwischen Häuserschatten, seltsamen Gerüchen und geschmolzenen Eisresten. Die Devise lautet, den Stadtplan bewusst aus der Hand zu legen und nicht der Masse zu folgen. Je absurder die Gasse erscheint, desto besser, denn was die Stadt dabei an architektonischen, kulinarischen, kulturellen und unerwarteten Schätzen bereit hält, kann nicht geplant werden oder in Reiseführern stehen. Am Ende des Gassenchaos führen sowieso alle Wege zurück auf einen der großen und bekannten Plätze, Florenz ist also die perfekte Stadt für das bewusste Verlaufen.
2. Die andere Seite des Arno
Genauer gesagt das Oltrarno-Viertel. Ich würde es als Dorf in der Stadt beschreiben, ein Ort, der es noch besser gelernt hat, das „alte Florenz“ zu bewahren. Hier spielt das Handwerk eine große Rolle und so verteilen sich Antik-Märkte, Werkstätte und das Kunstgewerbe um den Piazza Santo Spirito. Nach Feierabend verwandelt sich das Viertel in ein Bar- und Restaurantparadies, ich empfehle also wieder das bewusste Verlaufen bzw. ein spezielles Restaurant bei Punkt 5.
3. Kunst aus der „Wiege der Renaissance“
An diesem Punkt kann ich gar nicht genug aufzählen, um der Stadt gerecht zu werden. Nicht umsonst wird Florenz als die „Wiege der Renaissance“ bezeichnet, die wohl bekannteste Gemäldesammlung diesbezüglich befindet sich in den Uffizien (Piazzale degli Uffizi, 6 50122 Firenze). Hierbei solltet ihr eure Karte im Vorhinein reservieren, da Spontanbesuche mit langen Wartezeiten bezahlt werden müssen. Was man allerdings spontan besuchen kann, sind die vielen Kirchen mit bekannten Ausmalungen und Meisterwerken. So bietet Santa Maria del Carmine (Piazza del Carmine, 50124 Firenze) in ihrer Brancacci-Kapelle Fresken von Masaccio und Masolino da Panicale, die letztendlich von Filippino Lippi vollendet wurden. Santo Spirito (Piazza Santo Spirito, 30, 50125 Firenze) hingegen ist das letzte große Werk des berühmten italienischen Architekten und Bildhauers Filippo Brunelleschi und gilt bis heute als „die schönste Kirche der Welt“.
4. Vintage-Shopping
Wenn sich eine Stadt als Geburtstort von Ferragamo, Gucci und Pucci bezeichnen kann, erreicht die Bedeutung von Mode ein ganz neues Level. Die florentinische Mode hat jedoch eine lange Geschichte. Im Mittelalter spielte der Wollhandel eine wichtige Rolle, bis heute ist Florenz bekannt für seine spezielle Eleganz und das feine Handwerk. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst die Uniformen der Polizisten von Emilio Pucci entworfen wurden. Die bekannteste Einkaufsstraße für Designer ist die Via Tornabuoni, allerdings dürfte der Luxusshop „Luisa“ in der Via Roma (19) für viele von euch auch ein Begriff sein. In jedem Fall einen Besuch wert, wenn auch nur um ein wenig in italienischer Mode zu schwelgen, ohne den Geldbeutel zu bemühen. Natürlich hat der Geburtstort vieler bekannter Designer auch ein unfassbares Angebot an Vintage-Shops zur Folge. Dort bekommt ihr meist gut erhaltene, alte Designerperlen – nicht nur zu vertretbaren Preisen, sondern auch mit Geschichte. Mein Favorit: Desii Vintage (Via de‘ Conti 18/21r) und die Gegend um diesen Shop.
5. Durch die Stadt schlemmen
Hier stand ich leider viel zu oft vor verschlossenen Türen. Meine Restaurant-„To Do“-Liste umfasste alles – von lokaler Küche, über Gerichte aus der Renaissance bis hin zur modernen Küche. Am Ende musste ich leider häufig auf Alternativen ausweichen, da die Besitzer der typischen Lokale im August ebenso die Idee hatten, sich in den Urlaub abzusetzen. Ein persönliches Highlight war hingegen die Trattoria Napoleone im bereits erwähnten Oltrarno Viertel (Piazza del Carmine, 24, 50124 Firenze). Ich habe selten so gut in entspannter und gemütlicher Atmosphäre mediterran gegessen. Der perfekte Ort, um einen Tag oder vielleicht sogar den ganzen Urlaub in Florenz ausklingen zu lassen.
Falls ihr Florenz schon mal besucht habt: Was waren eure Highlights?
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11 Comments
bewusst verlaufen finde ich gut. passiert mir aber meistens doch unbewusst 😉
hm ja, davon kann ich mich auch nicht freisprechen! 😀
[…] 2. Florenz mal Fünf! Tipps für die größte Stadt der Toskana. […]
Danke für deinen Bericht! Florenz ist eine so schöne Stadt, bei meinem nächsten Besuch werde ich deine Tipps befolgen 🙂
[…] 3. Florenz mal Fünf! Tipps für die größte Stadt der Toskana. […]
Hach ja – Florenz habe ich auch sehr positiv in Erinnerung <3
[…] Gegensatz zu Florenz war Antwerpen Liebe auf den ersten Blick. Schon während des Brüssel-Trips schwärmte man mir von […]
Schöne Tipps für Florenz, denen ich wirklich zustimmen kann! 🙂
Ich liebe Florenz, war für einen Monat dort für einen Sprachkurs und habe mich total verliebt.
Vieles von dem, was andere Negatives über Florenz sagen, kann ich nachempfinden, v.a. dass es schrecklich überlaufen ist. In meiner Erinnerung habe ich all die anderen Menschen aber total ausgeblendet und zurück blieb eine tolle Erinnerung.
Würde deinen Beitrag gerne demnächst bei mir erwähnen. Er ist zwar nicht Teil meiner Florenz-Blogparade, enthält aber ein paar schöne, ergänzende Ideen 🙂
LG; Ilona
[…] gibt in ihrem Blog außerdem noch fünf schöne Tipps für Florenz: Darunter “bewusst verlaufen” und […]
Florenz ist eine einzigartige Stadt, die als Wiege der italienischen Renaissance anerkannt ist. Denkmäler, Kunstgalerien und historische Gebäuden. Ich kann nur allen raten Florenz wenigstens einmal im Leben zu besuchen.
Wow !
„Auf einmal schien der neue Tag enthüllet:
Ein Mädchen kam, ein Himmel anzuschauen,
So musterhaft wie jene lieben Frauen
Der Dichterwelt. Mein Sehnen war gestillet…“